Donnerstag, 10. Oktober 2019

Parasite (2019) - 9 von 10


Mal wieder ein Beweis dafür, dass Cannes 1000 mal wertvoller ist als Hollywood. Der Spitzenregisseur Joon-ho Bong serviert hier eine große Perle der Kategorie Drama/Thriller/Comedy.


Die vierköpfige Familie Kim lebt in ärmlichen Verhältnissen in einer Kellerwohnung und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Die Familie bekommt eines Tages Besuch von einem ehemaligen Schulkollegen des Sohnes (Ki-Woo), der in kürze das Land für ein Auslandsstudium verlässt. Er bietet Ki-Woo für die Zeit seiner Abwesenheit eine feste Stelle als Nachhilfelehrer für eine Abiturientin einer wohlhabenden Familie an. Da Ki-Woo keinen Studienplatz hat, lässt er sich von seiner kunstbegabten Schwester einen Nachweis fälschen, um beim Vorstellungsgespräch nicht direkt abgelehnt zu werden. Nach einem etwas merkwürdigen Kennenlernen mit der Mutter der Nachhilfeschülerin, willigt diese in die Zusammenarbeit ein und Ki-Woo tritt seine neue Stelle am Tag darauf an. Ki-Woo erkennt sehr früh, dass seine Chefin ziemlich "einfach gestrickt" und leichtgläubig ist. Daraufhin versucht er manipulaitv seiner Schwester auch eine Festanstellung als Kunstpsychologin für den Sohn der Familie zu verschaffen.

Joon-ho Bong kann es einfach und diesmal besonders abstrus... Snowpiercer, Okja und Memories of Murder waren bereits tolle Filme, aber mit Parasite hat er sich nun gekrönt. Es gibt nur ganz wenige Filme, die den 3 Kategorien Drama/Thriller/Comedy auch wirklich gerecht werden. In Parasite sind tatsächlich alle genannten vorhanden, wobei es in korrekter Reihenfolge Comedy/Thriller/Drama heissen sollte. Der Film beginnt recht witzig und geht dann fliessend in den Thriller über, wobei im Thrillerpart auch hier und da noch witzige Stellen sind. Vom Thriller geht es allerdings nicht fließend in das Drama über, sondern direkt und das in einer wirklich tollen Art und Weise. Der Zuschauer bekommt hier einen sehr gut geschriebenen roten Faden, der sich 3 mal leicht verfärbt (großartig geschrieben einfach). Während des Films reißt Joon-ho Bong die Zuschauer mehrmals in einen moralischen Zwiespalt und übt heftige Sozial- sowie Gesellschaftskritik. Stellenweise ist der Aufbau des ersten Spannungsbogens langatmig, knallt dann aber umso intensiver rein. Im Anschluss folgen mehrere kleine Peaks, was den Film ab der zweiten Hälfte sehr spannend macht. Die Schauspieler sind im asiatischen Raum sehr bekannt und spielen ihre Rollen hervorragend. Besonders klasse war allerdings Yeo-Jeong Jo, die die Rolle der wohlhabenden Mutter der Nachhilfeschülerin übernahm. Parasite ist kein Film, der sich auf einer großen Leinwand "lohnt". Man sollte ihn jedoch auf garkeinen Fall verpassen, sobald er bei Anbieter xyz verfügbar ist, ODER mal in einem Filmtheater gezeigt wird.

Kurzer Nachtrag:

War schon irgendwie witzig in der Sneak-Preview von dem Film. Als das Cannes-Logo auf der Leinwand erschien, ging erstmal ein Schnaufen/Stöhnen durch den Kinosaal und ich ballte voller Freude die Faust. Cannes > Hollywood

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