Mittwoch, 21. August 2019

Chernobyl (2019) - 10 von 10



Obwohl ich bislang nichts von dem Autor hielt und HBO für mich ziemlich unten durch war, handelt es sich hierbei um die beste Miniserie aller Zeiten.

Ich selbst war mir dem Ausmaß der Sache nicht ansatzweise bewusst. Die Serie ist im allerhöchstem Maß schockierend und ich habe sie mittlerweile 4 mal gesehen (drücke immer noch an manchen Stellen auf "Pause" und recherchiere noch irgendwas im Internet). Sie erweckte in mir ein so großes Interesse an der ganzen Thematik, dass ich sogar einige Abhandlungen las und nun "gut" informiert bin, wie Atomkraftwerke bzw. RBMK-Reaktoren aus der Sowjetunion funktionieren. Was an "Chernobyl" allerdings schockierender war, als der Zwischenfall selbst, ist der Umgang und die Propaganda der damaligen Sowjetunion mit dem Zwischenfall.

Kurz zur Handlung/Aufbau:

Was 1986 in Prypjat geschah, sollte eigentlich jedem grob bekannt sein. Die Serie behandelt die Geschichte der Nuklearkatastrophe von Chernobyl und beginnt genau einen Tag vor dem Zwischenfall im Büro der Kraftwerksleitung. Zu diesem Zeitpunkt beschließen sie die Durchführung eines Ausfalltests für Reaktor 4 des Kernkraftwerks, welcher beinahe ganz Asien/Europa ausgelöscht hätte und hunderttausende Menschen das Leben kostete. 
Ich unterteile den Plot der 5 Folgen wie folgt:

E 1: Auslöser und Ereignis des Zwischenfalls
E 2: Erste Untersuchungen
E 3: Erkennung der Tragweite und Lösungserarbeitung
E 4: Rückschläge und Behebungen
E 5: Ursachen und Folgen bzw. Auflösung

Im Zentrum der Serie stehen die 3 "Helden" Valery, Boris und Ulana. Boris ist der von der Regierung installierte Minister zur Behebung des Zwischenfalls. Valery ein Professor für Nukleartechnik und Berater von Boris. Ulana ist eine aufmerksame Nuklearforscherin vom russischen Institut. In der Serie gibt es mehrere Haupt- und Nebenhandlungsstränge, die sich zu verschiedenen Zeitpunkten kreuzen und später zusammenlaufen. Ein Nebenhandlungsstrang ist zum Beispiel die schwangere Frau eines Feuerwehrmanns, der in der Unfallnacht vor dem offenen Reaktor im Einsatz war (wie elendig der in der Serie gestorben ist, kann man sich fast nicht mehr ausdenken).

Bei Chernobyl stimmt nahezu alles. Stellan Skarsgard, Jared Harris und sogar Emily Watson (die ich bis Chernobyl eig. für ne Flasche hielt) spielen ihre Rollen einfach super. Die Kamera/Licht/Bild sind wirklich PERFEKT zu den Ereignissen eingestellt und werden stets von einem passenden Ton/Musik untermauert. Die ganze depressive und drückende Stimmung, die im Zuge des Vorfalls, des Leids, der Vertuschungspolitik der Sowjetunion und besonders der LÜGEN mit allem einhergeht wird audiovisuell massiv auf den Zuschauer übertragen. Die Aufteilung der Folgen bzw. das Skript ist wirklich senstionell. Der Zuschauer bekommt an Anfang den großen Knall, dann das Leid/Drama und zum Schluß die bittere Wahrheit/die Auflösung serviert. Mit Craig Maizin als "Writing Director" war ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass die Nummer nur Müll sein kann - das Gegenteil war der Fall. Die restliche Crew versteht ihr Handwerk auch ziemlich gut und mit Johan Reck als Director musste die ganze Kiste einfach ein Riesenerfolg werden. Man spürt, dass ingesamt wenig Druck auf dem ganzen Projekt stand. Sicher auch da es sich um eine "kurze" Miniserie handelt. Alle in der Serie dargestellten Ereignisse sind wahrheitsgetreu (nach meinen Recherchen), was es zusätzlich unfassbar wuchtig macht.

Noch nie hat eine Serie so großes Interesse in mir an einer Sache geweckt und ich werde sie GARANTIERT noch 10 mal schauen. Ich wollte ursprünglich 9/10 vergeben - es wird aber nie wieder eine bessere Miniserie geben.

PS: Ich war nach der Serie dankbar, dass Europa noch bewohnbar ist.


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